Tabak (Nicotiana)

Steckbrief

In Deutschland dürfen maximal 100 Pflanzen für den Eigenbedarf angebaut werden. Ähnliche Regelungen gelten für Österreich und die Schweiz.

Herkunft

 

Der Tabak (Nicotiana) kommt ursrpünglich aus (Nord-) Amerika und wird dort als „Panaceum“, ein Universalmittel gegen alle möglichen Leiden von den Ureinwohner verwendet. Nach Europa hat es die Pflanze vermutlich durch Kolumbus gegen 1492 geschafft. In Europa wird das Rauchen hingegen als Schädlich bezeichnet, da Nikotin angeblich Süchtig macht und für schwarze Raucherlungen verantwortlich sein soll.

Die beliebtetsten Zigarettensorten sind der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauern-Tabak (Nicotiana rustica). Neben den beiden Sorten gibt es noch 73 weitere bekannte Sorten. Aufgrund EU-Regularien sind nur bestimmte Züchtungen als Zigarettenware zugelassen, wodurch der Rest nur als Räucherwerk verkauft werden darf.

Neben Kaffee, Weizen und Baumwolle, zählt Rauchtabak zu den am stärksten mit Spritzmitteln behandelten Agrarprodukten. Zusätzlich ist die Tabakpflanze die erste genetisch veränderte Pflanze, welche bereits seit 1986 in Amerika und Frankreich in großen Mengen kultiviert wird.

Wuchs

Die Tabakpflanze wächst Aufrecht mit einem Haupttrieb, von welchem große Blätter aus gebildet werden .Diese werden später bei der ausgewachsenen Pflanze geerntet und weiter verarbeitet. Je nach Sorte und Standort können Tabakpflanzen bis zu zwei Meter groß werden. Am Ende der Pflanze bilden sich die Blüten.

Blüten

Die Rachtabakblüten bestehen hauptsächlich aus gelben oder pinkfarbenen Trichterbüten, welche aus fünf bis sechs verwachsenen Kronblättern bestehen. Der Kelch enthält einen Stempel und fünf behaarte Zipfel. Je nach Sorte bleiben die Blüten entweder durchgehend geöffnet oder öffnen sich in den Abendstunden und schließen sich am kommenden Morgen wieder.

Ziertabakblüten haben deutlich intensivere Farben und auch die Farbauswahl ist deutlich größer. Zusätzlich bleiben die Blüten meist auch tagsüber offen.

Bild: „Nicotiana tabacum (Solanaceae) flower.JPG“ von Magnus Manske Lizenz: CC0 2.5

Blätter

Die länglich, eiförmig-ovalen spitz zulaufenden großen Blätter erreichen je nach Sorte eine Länge von ca. 30cm bis 150cm. Die Blätter reifen von unten nach oben und werden für die Weiterverarbeitung in verschiedene Bereiche unterteilt. Die Grumpen finden keine Benutzung. Danach kommen die Sandblätter, welche sehr nikotinarm sind, dafür hohe Mengen an Ölen und Harze aufweisen und so gut als Umblatt für Zigarren verwendet werden können. Das Obergut, wird als Nachtabak bezeichnet. Um die Blätter später als Rauchtabak verwenden zu können, müssen diese vorher getrocknet und fermentiert werden.

Bild: „Plantas de Tabaco (Nicotiana rustica).jpg“ von Austro180 Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bild: „Tabakpflanze Burley.jpg“ von M.G. Raupp Lizenz: CC BY-SA 3.0

Standort

Für einen optimalen Ertrag brauchen die Pflanzen einen warmen und sonnigen Standort, welcher gut gegen Wind und Regen geschützt ist. Wegen der sehr ausladend wachsenden Blätter sollte beim Anpflanzen ein Mindestabstand von 30cm zwischen den einzelnen Stecklingen eingehalten werden.

Zusätzlich empfiehlt sich ein Vorziehen im Frühjahr, dadurch hat die Pflanze mehr Zeit zum wachsen hat und dadurch höhere Erträge liefert. Sobald die Temperatur nicht mehr unter 10 Grad fällt, können die Pflanzen ab einer Größe von ca. 20 cm ins Freie gesetzt werden. Der Boden sollte locker, leicht und sandig-humos sein, bei lehmigen Böden empfiehlt sich eine Auflockerung durch Sand.

Pflege

Nach dem Anpflanzen sollte auf Schnecken geachtet werden, da diese bei Jungpflanzen großen Schaden verursachen können. Spätestens vier Wochenn nach der Keimung sollte regelmäßig die Erde rund um den Stiel gelockert und Richtung Stiel aufgehäufelt werden.

Tabakpflanzen brauchen viel Wasser, daher muss vor allem im Sommer auf genügend Wasserversorgung geachtet werden. Dabei nur den Boden gießen, um Pilzinfektionen zu verhindern. Für einen noch besseren Ertrag kann die Pflanze zusätzlich gedüngt werden. Damit die Pflanze mehr Energie in Blätter und Wurzeln steckt, müssen die Blüten abgeschnitten werden, was als „Köpfen“ bezeichnet wird. Zusätzlich sollten die Triebe regelmäßig ausgegeizt werden. (junge Neutriebe an Blattachseln entfernen)

Krankheiten

Ein Befall mit dem Falschen Mehltau, Grauschimmel oder Blattfäule ist möglich. Dies entsteht aber meist durch regemäßig feuchte Blätter oder allgemein durch einen schlechten Standort. Ein gößeres Problem stellen Insekten, wie die Marden des Tabakschwärmers (Manduca sexta), der Tabakkäfer (Lasioderma serricorne) und zu Beginn Schnecken dar. Befalle Blätter sollten umgehen entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden.

Welke Blätter entstehen sehr schnell bei ungenügender Wasserversorgung, können aber auch einen Befall von Drahtwürmern oder Engerlinge, welche die Wurzeln beschädigen, hindeuten.

Eigenschaften

Stämme aus Amerika benutzen die Pflanze gegen alle möglichen Krankeiten, so z.B. gegen Ohrenschmerzen, Schlangenbisse, Hautverletzungen, Atemwegserkrankungen und Fieber. Zusätzlich hilft die Pflanze aber auch beim entspannen.

Tabak ist zusätzlich ein gutes Insektizid und wurde lange zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Auch heute noch schwören viele Pflanzenfreunde auf einen Tabaksud, um Blattläusen und anderen Schädlingen den Garaus zu machen.

Der Naturtabak der Amerikanischen Urstämme hat aber nichts mehr mit dem heutigen käuflich erwerblichen Rauchertabak gemeinsam, da dieser durch Züchtungen und Genexperimente stark verändert wurde und zusätzlich in Zigaretten mit Weichmachern, Plastik, Aromen, Flammschutzmittel, Suchtmittel zur Kundenbindung und weiteren Zusätzen versehen ist. 

Weitere Infos:

Die so oft gezeigte Raucherlunge, Süchtig machender Nikotin -> Youtube

Video: www.zdf.de

Allgemeines:

  • In Deutschland dürfen für den Eigenbedarf maximal 100 Pflanzen angebaut werden. Ähnliche Regelungen gelten für die Schweiz und Österreich.
  • Da bereits 1986 in Frankreich und Amerika genveränderte Tabakpflanzen kultiviert wurden und zusätzlich stark gezüchtet wird, sind echte Ur-Samen nur mit Glück erhältlich, dazu kommt, dass die EU nur bestimmtes Saatgut zulässt.
  • Standartmäßig werden die Sorten Virginia und Burley je nach Geschmack entweder 50/50 oder abweichend zum Rauchen vermischt.

Anbau:

  1. Ab März können die Samen in Anzuchtkästen auf feuchte Erde ausgestreut werden. Da das Saatgut zu den Lichtkeimern zählt, sollten die Samen nur angedrückt werden. Auf Grund der Ursprungsländer braucht es die Pflanze relativ warm, daher sollte die Anzucht Anfangs ausschließlich in beheizten Räumen erfolgen. Optimal sind Temperaturen zwischen 15 bis 20 °C, ohne direkte Sonneneinstrahlung.
  2. Wenn die Erde durchgehend feucht ist, keimen die Samen bereits nach ca. 8 Tagen. Sobald die Pflänzchen ein bis zwei Zentimeter groß sind, sollte pikiert werden und ein Umzug in Einzelgefäße erfolgen, dabei sollten die Töpfe einen Durchmesser von ca. 15cm haben. Als Erde empfiehlt sich eine lockere Aufzuchterde.
  3. Nun muss die Erde regelmäßig bis zur Ernte um den Stiel aufgelockert und Richtung Stiel aufgehäufelt werden.
  4. Ab einer Größe von ca. 20cm und Außen-Temperaturen von mindestens + 15 °C können die angezogenen Pflanzen in einen geschützten, aber warmen und hellen Außenbereich umgesetzt werden. Ein Standort an der vollen Sonne sollte vermieden werden.
  5. Für eine bessere Qualität der Blätter müssen die Pflanzen regelmäßig ausgeheizt werden und die Blüten entfernt werden. Durch das „Köpfen“, also das Abschneiden der Blüten am Haupttrieb stehen der Pflanze mehr Energie für Wurzeln und Blätter bereit, wodurch diese nochmal größer werden.
  6. Einzelne ausgewählte Pflanzen sollten für den Samenerhalt blühen, wodurch Samen für den nächsten Anbau zur Verfügung stehen.

Ernte:

  • Gegen September werden die ersten Blätter erntereif, dabei reifen die Blätter über einige Wochen von unten nach oben.
  • Merkmale reifer Blätter sind helle Stellen am Rand. So färben sich die Blätter anfangs hellgrün und dann gelb-bräunlich.
  • Die reifen Blätter werden nicht abgeschnitten, sondern horizontal von einer zur anderen Seite abgerissen. Werden die Blätter von oben nach unten abgerissen, reist meist der Stängel mit ein und die Pflanze kann je nach Verletzung absterben.
  1. Die nun einzelnen Blätter werden nun zum Trocknen aufgehängt. Dazu werden die stabilen Stiele der Blätter mit Hilfe einer Nadel durchstochen und auf einem Tabakgarn kontaktlos aufgefädelt. Wer kein Tabakgarn zur Verfügung hat, kann auch auf normale unbehandelte Zahnseide zurückgreifen. Damit alle Inhaltsstoffe erhalten bleiben, ist ein schattiger, geschützter, trockener aber luftiger Ort ideal.
  2. Je nach Sorte und Wetterbedingungen brauchen die Blätter bis zur Weiterverarbeitung meist zwischen zwei bis vier Wochen. Damit die Blätter nicht zerbröseln, sollten diese bei der Abnahme nicht komplett durchgetrocknet sein. Im Notfall können die Blätter auch vor der Abnahme leicht mit Wasser besprüht werden.

Fermentation:

  • Sehr lange abgelagerte Blätter, wie bei der Sorte Virgina sinnvoll, welche ca. zwei Jahren lagern bedarf es eigentlich keiner Fermentation mehr. Ansonsten wird der Schritt gebraucht, damit in den Blättern die restlichen Eiweißverbindungen aufbrechen und dadurch ihre geschmeidige und aromatische Note bekommen.
  • Je nach Menge gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die einfachste und beste Methode für Kleinstmengen beschreibe ich kurz. Eine Anleitung zu größeren Mengen ist findest du auf Youtube.
  1. Die getrockneten Blätter werden in einer gut verschließbare Dose wie z.B. LOCK & LOCK Vorratsdosen gestapelt, dabei wird jedes Blatt einzeln eingelegt und dann mit einer Wasser – Zucker/Honig Mischung besprüht. Dies wird als „soßiert“ bezeichnet.
  2. Dieser Schritt führt zu einem angenehmen Geschmack, zusätzlich wird das Wasser für die Fermentation gebraucht. Nachdem die Blätter in der Dose liegen, wird ein reißfestes Blatt Küchenrolle auf die Tabakblätter gelegt. Auf diese kommen nun mehrere Lagen Geschirrtücher, bis die Box komplett gefüllt ist und nur noch mit Druck geschlossen werden kann. Für den Fermentationsprozess sollte die Dose nun zwischen 50 und 60 Grad für rund drei Tage in ein Dörrgerät gestellt werden.
  3. Die Küchentücher sorgen für den nötigen Druck, zusätzlich nehmen die Tücher überschüssige Flüssigkeit auf, wodurch Schimmelbildung sehr unwahrscheinlich wird. Das Blatt Küchenrolle schützt die Geschirrtücher vor Verfärbung.
  4. Nach der Fermentation sollte der Tabak noch einige Wochen nachreifen, danach können die Blätter zerkleinert, gemischt und geraucht werden.

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