Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Steckbrief

Herkunft

Der schwarze Holunder (Sambucus nigra), auch als Holler oder Holder bekannt, wird der Gattung Holunder zugeordnet, die zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehört. Drei der insgesamt 25 Arten sind einheimisch. So gut wie jeder Hofbesitzer hatte früher einen Holunderstrauch auf seinem Grundstück stehen, da dieser dem Glauben nach, den Hof und deren Bewohner vor schlimmen Unheil bewahrte und zusätzlich als Nutz- und Heilpflanze verwendet werden konnte. Daraus entstand das Sprichwort „Vor dem Holler sollst Du den Hut ziehen“. Der Strauch wächst in Europa, Asien, Westsibirien, Kaukasus, Nordafrika und im nördlichen Iran. In den Alpen kommt er bis auf 1500 Metern vor. Der rote Holunder (Sambucus racemosa) ist ebenfalls einheimisch, aber deutlich uninteressanter.

Wuchs

In der Natur wächst der Strauch bei guten Bedingungen zu einem mehrstämmigen und kugeligen Großstrauch heran, der eine Höhe von sieben Meter und einer Breite von bis zu sechs Meter erreichen kann. Der Strauch lässt sich aber auch als Hochstamm bzw. Baum heranziehen und kann dadurch auch in eher kleinen Gärten angepflanzt werden. Die Rinde ist graubraun und bei jüngeren Zweigen mit Korkporen übersät, die hell und erhaben sind.

Blüten

Die süßlich riechenden Schirmrispen, die eine Größe von 20cm und mehr erreichen können, setzen sich aus vielen kleinen Blüten zusammen, die jeweils fünf einzelne weiße Blütenblätter und gelbliche Staubblätter besitzen. Zwischen Mai und Juli sind die meisten Schirmrispen voll ausgebildet und können dann auch zu Holunderblütensirup und Hollerkücherl verarbeitet werden. Eine Besonderheit ist, dass die Blüten nur Pollen produzieren und keinen Nektar anbieten. Besonders beliebt sind die Blüten bei Schwebfliegen.

  • Vor der Verarbeitung sollten die Blüten nicht gewaschen werden, da sie sonst einen Großteil ihrer Aromen verlieren.

Bild: „Sambucus nigra“ von pixaby

Blätter

Die dunkelgrünen Blätter erreichen in Durchschnitt eine Länge zwischen 10 und 20cm, sind länglich bis eiförmig und besitzen einen gezackten Rand. Die ab April am Strauch hängenden Blätter verbleiben meist bis in den Dezember am Strauch, bekommen aber keine besondere Herbstfärbung. Am einfachsten kann der Strauch erkannt werden, wenn seine Blätter zerrieben werden und daran gerochen wird, der der Geruch dem der Blüten ähnelt. Die Blätter dienen einigen Schmetterlingsraupen als Nahrung.

Bild: „Sambucus nigra“ von pixaby

Früchte

Aus den Blüten entwickeln sich bis in den Spätsommer kleine schwarz-violette Beeren, die wegen der meist drei kleinen enthaltenen Kerne botanisch gesehen zu den Steinfrüchten zählen. Die bei Amseln, Drosseln Stare und der Mönchsgrasmücke sehr beliebten Beeren enthalten viel Kalium, Invertzucker sowie Vitamin A, B und C und werden wegen dem sehr intensiven Farbstoff, der sich nur schwer aus der Kleidung entfernen lässt, oftmals als Färbemittel von biologischen Süßwaren und Molkeprodukten eingesetzt. Die Beeren lassen sich zu Marmelade, Saft, Sirup und Hollerlikör verarbeiten und können auch bei 50°C Umluft im Ofen oder mit einem Dörrgerät getrocknet werden. Mit Hilfe einer Gabel lassen sich die Beeren sehr leicht vom Stiel abstreifen oder der gesamte Fruchtdolden wird eingefrohren, dann lassen sich die Beeren danach einfach abschütteln.

  • Der rohe Verzehr der Früchte sollte unterlassen werden, da sich in den Früchten Sambucin befindet, auf welchen der Körper mit Durchfall, Brechreiz und Magenbeschwerden reagiert.

Standort

Der Strauch gedeiht auf fast jedem Boden und kommt sowohl auf sonnigen als auch schattigen Plätzen zurecht, wobei er hier aber weniger blüht und dementsprechend weniger Beeren bildet. Bevorzugt werden feuchte und lehmige Böden, aber auch mittelschwere Sandböden sind geeignet. Der Strauch ist aber sehr widerstandsfähig und wächst auch auf sehr schlechten Böden, wie Schutt- und Trümmerplätzen und zählt daher zu den Ruderalpflanzen. Wegen seiner sehr flach verlaufenden Wurzeln sollte der Standort nicht zu trocken sein.

Pflege

Holundersträucher altern relativ schnell und bekommen daher mit der Zeit immer weniger Blüten. Damit der Strauch langfristig hohe Erträge abwirft, sollte der Strauch alle paar Jahre im Winter von allen alten und störenden Triebe befreit werden. Der Strauch kann im Notall auf den Stock gesetzt werden, bis wieder Blüten erscheinen dauert es aber einige Jahre. Ansonsten ist der Strauch sehr pflegeleicht und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Die einfachste Vermehrung gelingt durch Steckhölzer.

Holz

Das Mark ist sehr weich und von der Konsistenz mit Schaumstoff vergleichbar. Der Haupteinsatzzweck für dieses Holz liegt in der Herstellung von Flöten und Pfeifen. Neben dem Holz ist auch der Wurzelstock vor allem bei Drechslern sehr beliebt, da dieser eine sehr schöne Maserung besitzt.

Krankheiten

Neben Blattläusen, die meist keinen nachhaltigen Schaden an den Pflanzen verursachen, sind vor allem auf Holunderplantagen die Wühlmäuse sehr problematisch, da diese unterirdische Tunnelsysteme graben und dabei störende Wurzeln stark beschädigen.

Heilkunde

Der schwarze Holunder ist seit langer Zeit als Heilpflanze bekannt und wurde daher schon vor Jahrhunderten zum Senken von Fieber und als Einschlafhilfe verwendet, zusätzlich sollen die Blüten und reifen Beeren auch schmerzlindernd, beruhigend, entzündungshemmend, blutreinigend und körperstärkend wirken.

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