Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)

Steckbrief

Alle Teile des Strauchs sind giftig.

Herkunft

Das Europäische Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) gehört zu den Spindeltrauchgewächsen (Celastraceae) und ist in Mitteleuropa, von Asien bis ins nördliche Kleinasien und im Kaukasus beheimatet. Früher war der Strauch unten den Namen „Gewöhnlicher Spindelstrauch“ oder „Rotkelchenbrot“ bekannt, da das Holz zu Webspindeln verarbeitet wurde und die Früchte hauptsächlich bei Rotkehlchen sehr beliebt sind. Der Strauch findet bis auf 1000 Höhenmetern geeignete Bedingungen zum wachsen.

Wuchs

Der Strauch wächst meist mit bis zu 30cm im Jahr aufrecht, mehrstämmig und mit einer verzweigten Krone. An guten Standorten kann der Strauch eine Größe von bis zu sechs Meter erreichen. Die Rinde ist grün bis olivgrau und einige der größeren alten Äste und Zweige können leichte Korkleisten bilden. Im Alter bekommen die grau-braunen Äste eine längsrissige Borke.

Blüten

Die Blüten sind eher unscheinbar und erscheinen zwischen Mai und Juni als Dolden am Strauch, die aus zwei bis acht Einzelblüten bestehen. Die aus vier einzelnen Blütenblätter bestehenden Blüten haben eine grünlich-weiße Farbe, sind zwischen drei bis fünf Millimeter lang und stehen freistehend und an Propeller erinnernd von der Blütenachse ab. Der Strauch bildet sowohl weibliche, als auch männliche Blüten aus.

Bild: „Euonymus europaeus 9850-51“ von Nonenmac. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Blätter

Die gegenständig am Ast wachsenden Blätter haben eine eiförmige bis elliptische Form, laufen zum Ende spitz zusammen und werden zwischen 6 bis 8cm lang. Die Oberseite der Blätter ist matt-dunkelgrün, die Unterseite hingegen sichtbar heller. Im Herbst gehört das Pfaffenhütchen zu den auffälligsten einheimischen Sträuchern, da sich die Blätter leuchtend gelb bis karminrot färben.

 

Bild: „Euonymus europaeus“ von pixaby

Früchte

Das Aussehen der Früchte hat dem Pfaffenhütchen seinen Namen beschert, da die aufgeplatzten Fruchtklappen wie kleine Hütchen auf den Samen sitzen. Ab August reifen die Früchte aus und platzen den nach und nach auf der Unterseite auf. Dadurch erscheinen die Samenmäntel, die durch kleine Stiele mit den Fruchtklappen verbunden sind. Die Früchte erreichen eine Größe von 10 bis 15mm und bestehen aus den Fruchtklappen, dem Samenmantel(Arillus) und den darin verborgenen zwei bis vier weißen eiförmigen Samen, die eine Größe von fünf bis sieben Millimeter erreichen. Neben Rotkehlchen, ist der Samenmantel aber auch bei Drosseln und Elstern sehr beliebt.

  • Die Frucht enthält für den Menschen giftige Stoffe, die zu Kreislaufstörungen, Fieber und Koliken führen können und erst nach mindestens 12 Stunden ihre Wirkung entfalten. 30-40 Samen können tödliche Lähmungen hervorrufen.

Standort

Umso sonniger die Lage, desto stärker ist der Fruchtansatz und die Laubfärbung im Herbst. Der Strauch zählt zu den Pionierbaumarten und kommt daher auf sehr vielen Bodenarten zurecht. Optimal sind kalk- und nährstoffreiche, mäßig trockene bis leicht feuchte Lehmböden. Hohe Salzwerte und sowohl kurzfristige Hitzeperioden, als auch Überflutungen schaden dem Strauch nicht, zu nasse oder stark sandhaltige Böden führen hingegen zu einem deutlich langsameren Wachstum. Durch sein Herzwurzlsystem kann der Strauch gut auf erosionsgefährdeten Böden eingesetzt werden, wie zum Beispiel an Hänge und in der Nähe von Fließgewässern. Eine Unterpflanzung eher schwierig, da die Wurzeln sehr oberflächennah wachsen.

Pflege

Der Strauch braucht keine besondere Pflege und entwickelt sich meist ohne menschlichen Eingriff am besten. Dennoch verkraftet der Strauch Zuschnitte bis aufs Holz und kann im Notfall auch auf den Stock gesetzt werden. Muss der Strauch seinen Standort wechseln, sollte das Loch sehr großflächig und am besten mit einer Grabegabel ausgehoben werden, da andernfalls zu viele oberflächennahe Feinwurzeln beschädigt werden. Die Vermehrung gelingt über die Samen am leichtesten. Dazu werden die Samenmantel mit feinem Kies in die Handfläche gelegt und dann zwischen den Händen zerrieben. Wegen der Giftstoffe sollten dabei unbedingt Handschuhe getragen werden. Die Samen brauchen Frost um ihre Keimfähigkeit zu erlangen.

Holz

Das sehr feinporige und harte Holz bekommt beim Schleifen eine sehr glatte Oberfläche und wurde daher früher oftmals zu Webspindeln, Schuhnägeln, Orgelpfeifen, Zahnstocher und Stricknadeln verarbeitet. Das Holz kann auch zur Gewinnung von sehr hochwertiger Holzkohle verwendet werden, die früher als Zeichenkohle verwendet wurde.

Krankheiten

Der Strauch wird im Frühling öffters von den schwarz gepunkteten PfaffenhütchenGespinstmotten-Raupen befallen, die den große Teile des Strauchs mit einem dichten Netz einhüllen und die Blätter fressen. Nach oben eingerollte Blätter deuten auf die Spindelbaum-Blattrandmilbe. Einen Befall beider Arten verkraftet der Strauch aber meist ohne nachhaltigen Schaden. Trockene Böden fördern den Befall mit dem echten Mehltau und an den Triebspitzen treten häufig Blattfleckenkrankheiten auf, sowie Blattläuse.

Heilkunde

Die reifen Früchte finden einen Einsatz in der Homöopathie. Hildegard von Bingen empfahl Rindenlose-Holzkohle im Wein gegen Wassersucht und Fruchtpulver wurde früher gegen Krätzemilben, Bettwanzen und Läuse eingesetzt. Heute wird das Pulver nicht mehr verwendet, da es immer nocht hoch giftig ist und daher nicht eingeatmet werden darf.

Weitere Sorten:

In Deutschland gibt es im Voralpenland das recht ähnlich aussehende breitblättrige Pfaffenhütchen (E. Latifolia), bei welchem die Blüten aus fünf Blütenblättern bestehen, sowie das Warzen-Pfaffenhütchen (E. verrucosa) und das Geflügelte Pfaffenhütchen (E. alata). Das geflügelte Pfaffenhütchen besitzt schmale Korkleisten, die in leichterer Form auch an älteren Ästen und Zweigen des Europäischen Pfaffenhütchen vorkommen.

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