Kartoffeln (Solanum tuberosum)

Steckbrief

Herkunft

Die Kartoffelpflanze (Solanum tuberosum) ist eine landwirtschaftliche Kultur und wird zur Familie der Nachschattengewächse (Solanaceae) gezählt. Die offiziell ca. 1700 verschiedene Arten der Gattung Solanum stammen ursprünglich aus der Gegend um Peru, Chile und Bolivien, die vor allem durch spanische Seefahrer im Laufe des 16. Jahrhunderts wegen ihrer Wirksamkeit gegen Skorbut bis ans spanische Festland gelangten. Im 17. Jahrhundert kamen die Kartoffeln in Südeuropa an, wurden aber wegen der fehlenden Akzeptanz der Bauern fast ausschließlich wegen ihrer schönen Blüten in den deutschen botanischen Gärten angebaut. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte der erste wirtschaftlichen Anbau in Norddeutschland und erlangte dann während dem dreißigjährigen Krieg und dem darauf folgenden Siebenjährigen Krieg eine spürbare Verbreitung. Die breite Akzeptanz in der gesamten Bevölkerung kam aber erst durch die zusehends schlechtere Versorgungslage während der Industrialisierung und führte aber auch zur seither größten Katastrophe. Wegen der starken Monokulturen brach 1845 die Kartoffelfäule aus und vernichtete große Teile der Ernte, was in Irland für eine Million Menschen den Tod bedeutete und weitere 1,5 Millionen zum Auswandern zwang. Heutzutage werden im Jahr etwas 50kg pro Person gegessen.

Die Einheimischen der Andenregion bezeichnen Ihre selbst hergestellten Lagerkartoffeln als „Chuño“, was übersetzt ch’uñu = Falten bedeutet. Die seit der präkolumbischen Zeit existierende traditionelle Herstellung wird noch bis heute in Teilen vom Norden Argentiniens, im Norden von Chile, im Süden von Ecuador, in der bolivianischen Hochebene von Altiplano, sowie regional in Peru ausgeführt und besteht darin, die Zellwende durch Nachtfröste zu zerstören. Am darauffolgenden Morgen stapfen die Einheimischen mit ihren Füßen auf den Knollen herum und pressen so das Wasser heraus, die dann unter der Sonnenhitze wieder trocknen können. Bis dann aus den Kartoffeln die harten und tischtennisgroßen Chuño entstanden sind, muss die Vorgehensweise meist fünf mal wiederholt werden. Die Chuño können nun über sehr lange Zeit gelagert werden und werden mit Hilfe vom einem Wasserbad nach kurzer Zeit wieder genießbar. Die vollgesaugten Knollen werden meist in kleine Stücke geteilt und mit einem zerschlagen Ei vermischt und als nahrhafte Beilage serviert.

Die Chuño können nur mit bestimmten Sorten aus der Andenregion hergestellt werden. Europäischen Sorten sind nicht geeignet.

Wuchs

Die Kartoffelpflanze wächst aufrecht und erreicht dabei je nach Sorte und Standort eine Höhe von bis zu einem Meter. Nachdem die Pflanze an der Oberfläche genügend Blätter für die Photosynthese ausgebildet sind, entstehen unterirdisch neue Knollen, die durch Stolonen (Ausläufer die zur vegetativen Vermehrung dienen) mit den Wurzelsprossen verbunden sind. Die essbaren Knollen dienen der Pflanze als Nährstoffspeicher. Dabei gibt es sehr viele unterschiedliche Sorten, die sich zwar optisch kaum unterscheiden, aber unterschiedliche Kartoffeln und Blütenfarben ausbilden.

Blüten

Die Blüten bestehen aus fünf einzelnen Blütenblättern, die zusammen eine sternförmige Form bilden. Die Farbe der Blütenblätter variiert je nach Sorte und kann dabei komplett weiß, rosa, lila oder violett sein und auch Einsprenkelungen aufweisen. Für Insekten sind die Blüten der Kartoffelpflanze uninteressant, da sie im Gegensatz vieler anderer Blüten, keinen Nektar und auch so gut wie keinen Blütenstaub beinhalten.

Bild: „Kartoffelblüte“ von Nutzbar-Grün

Blätter

Die Blätter sind groß, unpaarig und unterbrochen gefiedert, dabei wechseln sich große und kleine Fiederblättchen miteinander ab. Die Blätter erreichen um die acht bis 20cm und haben eine eiförmige bis ovale Form, mit einem spitz zulaufenden Ende. Mit den großen Blättern produziert die Pflanze Photosynthese, mit der die Kartoffelstärke ausbildet wird.

Bild: „Solanum tuberosum“ von Nutzbar-Grün

Früchte

Die Pflanze bildet etwa kirschgroße nicht nachreifende grüne Beeren, die sehr viele Samen enthalten und einer Cocktailtomate ähneln. Da früher fast alles essbare oberirdisch an den Pflanzen wuchs, wurden Anfangs auch bei der Kartoffel die Früchte gegessen, was zu Bauchschmerzen, Schweißausbrüchen und Atemnot führte und somit die Ausbreitung stark verzögerte. Die Symptome kommen von dem Gift Solanin, welches in der gesamten Pflanze zu finden ist. Aus den Samen der Früchte können krankheitsfreie Kartoffelpflanzen gezogen werden, die durch der fehlenden Energie der Knolle aber meist deutlich weniger Erträge abwirft, als Pflanzen die durch eine Mutterknolle gezogen wurden.

Bild: „Kartoffelfrucht“ von Nutzbar-Grün
Bild: „Viburnum Kartoffeln“ von pixaby

Kartoffeln

Kartoffeln enthalten hochwertige Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe, sättigende Stärke und Ballaststoffe, wobei 75% des Trockengewichts Kohlenhydrate sind. Im Vergleich zu vielen Obstsorten hat die Kartoffel deutlich mehr Vitamin C. Es gibt runde, ovale und längliche Knollen mit weißen, gelben, blauen oder violetten Fruchtfleisch. Kartoffeln enthalten wie die resteliche Pflanze Alkaloide, vor allem das für Menschen giftige Solanin. Sammelt sich aber hauptsächlich in der Schale und in ergrünten Kartoffeln. Der Stoff dient der Pflanze als Fressschutz und reguliert das Wachstum. Werden Tiere mit Kartoffeln gefüttert, sollten auch andere Futterquellen zur Verfügung stehen, da geringe Mengen der Alkaloide kein Problem darstellen, größere Mengen aber durchaus Vergiftungserscheinungen hervorrufen können.

  • Mutterknolle

Als Mutterknolle wird eine bereits ausgereifte und geerntete Kartoffel bezeichnet, die im Frühjahr wieder eingepflanzt wird. Aus den Augen der Knolle entstehen aufrechte Laubsprosse, woraus sich über das Jahr die gesamte Pflanze entwickelt. Aus der Saatkartoffel entwickeln sich je nach Sorte, Standort und Jahr um die 15-25 neue Kartoffeln. Weitere Infos findest du hier.

Standort

Der Boden sollte locker, nährstoffreich und humos sein, sowie einen tiefgründigen Boden ohne Staunässe aufweisen. Auf nährstoffarmen Boden wächst die Pflanze zwar auch, wirft aber deutlich weniger Erträge ab. Für einen guten Ertrag ist ein sonniger und warmer Standort ideal. Am besten entwickeln sich die Kartoffeln bei 20-22 Grad. Bei Temperaturen unter 10 Grad stellt die Pflanze ihr Wachstum ein. Feuchter und kalkreicher Boden sind absolut ungeeignet und führen sehr wahrscheinlich zu Krankheiten.

Pflege

Kartoffeln reagieren auf übermäßigen Stickstoff mit erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten, daher sollte nur wenig oder mit natürlichen Dünger gedüngt werden. Wegen der Kalkunverträglichkeit sollte nur mit Regenwasser gegossen werden und auch nur dann gegossen werden, wenn das Wasser oberflächlich gut abgetrocknet ist.

Damit sich die Kartoffeln gut entwickeln können, sollte der Boden möglichst locker und frei von Unkraut bleiben. Der Ertrag kann deutlich gesteigert werden, wenn die Erde während der Wachstumsphase um der Pflanze regelmäßig aufgehäuft wird.

Wird das Kartoffellaub nach der Ernte vernichtet und der selbe Standort nur alle vier Jahre verwendet, können viele Krankheiten verhindert werden.

Holz

Verwertbares Holz ist nicht vorhanden.

Krankheiten

  • Kartoffelkäfer: Das bekannteste Problem beim Kartoffelanbau sind Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata), die Larven und Käfer ernähren sich von den Blättern, bei starkem Befall werden auch die Blattadern und Stängel aufgefressen. Dies wird als Skelettierfrass, bzw. Kahlfrass bezeichnet. Anzeichen für Kartoffelkäfer sind zusammen gekräuselte Blätter, an deren Unterseite rot-orange Stifte nach unten hängen. Werden diese Blätter entfernt, hat man später deutlich weniger Probleme mit den Käfern.
  • Kartoffelschorf: Bei stark kalkhaltigem Boden kann Kartoffelschorf auftreten (Pilzkrankheit).
  • Viruserkrankung: Für eine Viruserkrankung sprechen verformte Blätter und kümmerliche Pflanzen.
  • Krautfäule: Die sich stark ausbreitende Krautfäule zählt als die schlimmste Pilzerkrankung. Anzeichen sind brauen Flecken, die sich von den Blatträndern ausbreiten, sowie ein weißlicher Pilzrasen an der Unterseite der Blätter. Da sich die Krankheit auch auf Tomatenpflanzen überträgt, sollten befallene als auch umliegende Pflanzen großflächig entfernt werden. Kartoffeln mit grauen Flecken und braunem Fleisch, das matschig wird und zum stinken anfängt, ist ebenfalls mit der Krautfäule befallen, diese Kartoffeln müssen umgehend entfernt werden. Die gesamte Charge aus dem Jahr sollten nicht als Saatkartoffeln verwendet werden.

Steckbrief