Kartoffeln selbst anbauen

1. Auswahl der Kartoffeln

1. Auswahl der Kartoffeln

Saatkartoffel:

Am besten eignen sich kontrollierte und zertifizierte Saatkartoffeln, da die Qualität einen deutlichen Unterschied auf die Ertragsmenge haben kann. Hierbei wird zwischen Frühkartoffeln und Spätkartoffeln unterschieden. Spätkartoffeln haben eine Vegetationszeit von 120 bis 160 Tage. Frühkartoffeln brauchen um die 90 bis 120 Tage und sind für Anfänger besser geeignet, da sie für die Krautfäule nicht so anfällig sind.

Die Saatkartoffeln sollten klein, sauber, fest, trocken und gleichmäßig gefärbt sein. Riechen die Kartoffeln nach Erde ist eine Behandlung unwahrscheinlich. Kartoffeln die glitschig, feucht, weiße Runzeln und/oder Druckstellen aufweisen, sollten sofort aussortiert werden.

Neben speziellen Saatkartoffeln kann auch die Ernte aus dem letzten eignen Anbau dienen. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Kartoffelpflanzen nicht mit der Krautfäule befallen war und die Kartoffeln für die Aussaat in einwandfreiem Zustand sind. Werden über mehrere Jahre immer wieder die Knollen aus dem Vorjahr verwendet, wachsen die Kartoffelpflanzen mit der Zeit deutlich schlechter und werden auch anfälliger für Krankheiten. Im nächsten Jahr sollten frische Saatkartoffeln gekauft werden oder die eigene Ernte für den nächsten Anbau geäugelt werden. Mehr dazu unter 9.1.

(Bio)Kartoffeln aus dem Supermarkt sind für den Anbau aus verschiedenen Gründen eher ungeeignet. Zum einen sind die angebotenen Kartoffeln meist von niedrigerer Qualität und/oder wurden mit Haltbarkeitsstoffen oder Hemmstoffen behandelt. Zum anderen können Krankheiten in den Knollen ruhen, die durch den erneuten Anbau im eigenen Beet ausbrechen können.

Festkochende Kartoffeln: (grün)

sind auch nach dem Kochen schnittfest und haben einen Stärkegehalt von 10-12%. Sie eignen sich für Bratkartoffeln, Gratin, Kartoffelsalat, Pommes, Salzkartoffeln und Pellkartoffeln.

  • Beliebte Sorten sind Sieghilde, Nicola, Linda, Cilena

Vorwiegend festkochende Kartoffeln: (rot)

liegen zwischen Festkochend und mehlig und können für alles verwendet werden. Der Stärkegehalt liegt zwischen 12-14%. Da die Kartoffeln eine Mischung aus festkochend und mehlig sind, kann man die Kartoffeln theoretisch für alles verwenden. Ob einem das Ergebnis gefällt, hängt von den eigenen Vorlieben ab.

  • Beliebte Sorten sind Granola, Agria, Soara und Quarta

Mehlig kochende Kartoffeln: (blau)

haben einen Stärkegehalt von 15-16,5%. Wegen der weichen Konsistenz eignen sie sich für Knödel, Pürre und Eintöpfe.

  • Beliebte Sorten sind Likaria, Karlena und Freya

1.1 Samen

Der Vorteil der Samenaufzucht besteht darin, dass in den Samen im Gegensatz zu den Knollen keine Krankheiten überdauern können.

Dafür ist es aber gut möglich das sich die Kartoffelknollen stark von der Mutterknolle unterscheiden und auch der Ertrag ist meist deutlich geringer. Die Anfangs fehlende Energie kann aber durch eine Vorzucht ab Februar gut ausgeglichen werden.

Die Samen können aus den Cocktailtomaten ähnlichen Früchten extrahiert werden, die manchmal an der Pflanze zu finden sind. Damit die Samen vom Fruchtfleisch getrennt werden können, sollten die Früchte noch relativ weich sein. Nachdem die Samen vom Fruchtkörper befreit wurden, müssen sie gereinigt und getrocknet werden.

2. Standort

Für hohe Erträge ist ein sehr sonniger und windstiller Platz empfehlenswert. Der Boden sollte leicht bis mittelschwer sein. Am besten ist ein sandiger und lockerer Lehmboden, der zudem tiefgründig ist und keine Staunässe aufweist. Auf kargen, schattigen Böden wächst die Kartoffel auch, dort fallen die Erträge aber deutlich geringer aus.

Sowohl Kartoffelpflanzen als auch Tomaten gehören zu den Nachtschattengewächsen und sind daher von den selben Krankheitserregern betroffen. Um im Falle eines Krankheitsbefall nicht beide Erträge einzubüßen zu müssen, sollten die Pflanzen an verschiedenen Stellen entgegen der Hauptwindrichtung gepflanzt werden. (Die Hauptverbreitung geschieht über den Wind.)

3. Vorbereitung – Beet

Damit den Kartoffeln möglichst viel Energie zur Verfügung steht, sollte bereits im Herbst Mist oder Kompost* in das Beet eingearbeitet werden. Zusätzlich brauchen die Knollen eine sehr lockere Erde, welche durch eine tiefgründige Bodenbearbeitung im Frühherbst erreicht wird. Die entstehenden Schollen sollten einfach unbearbeitet liegen gelassen werden, da diese durch den Frost aufbrechen und später eine lockere Erdschicht bilden.

Bei der tiefgründigen Bodenbearbeitung kann im Frühjahr ein Fließ zum Schutz vor Verdunstung und Unkraut ausgebracht werden.

Wird der Boden nur oberflächlich bearbeitet, wachsen die Knollen deutlich näher an der Oberfläche. Damit diese nicht ergrünen und zusätzlich auch mehr Knollen entstehen, muss die Erde regelmäßig um die Pflanzen aufgehäuft werden. Ein Fließ würde den Ertrag deutlich reduzieren.

* Industriedünger ist nicht empfehlenswert, da die Pflanzen bei überhöhten Stickstoffmengen krankheitsanfällig werden und unter Umständen auch schlechter wachsen.

Vorbereitung – Balkon

  • Der Balkon sollte für die Pflanzen genügend Platz aufweisen, zusätzliche Vorkehrungen sind nicht von Nöten.

4. Kartoffelanbau: Vorkeimen

Das Vorkeimen ist nicht notwendig, führt aber meist zu einer 20% höheren Ernte und auch der Erntezeitpunkt verlagert sich meist etwas nach vorne.

Optimal ist ein Gewächshaus oder eine Fensterbank mit viel Sonneneinstrahlung und Temperaturen zwischen 10 bis 15°C, darunter stellt die Pflanze ihren Wachstum nahezu ein. Sollte die Pflanze Frost abbekommen, treibt sie meist neu aus, ist danach aber krankheitsanfälliger.

Als Vorzuchtgefäße eignen sich Obstkisten, Schalen, Blumenkästen oder Müllbeutel/Säcke.

Die Vorzuchtgefäße sollten mit 10cm Erde befüllt werden, darauf kommen die Saatkartoffeln, die nochmal mit 10cm Erde bedeckt werden. Damit die Pflanzen unterirdisch nicht verwachsen, sollte ein Mindestabstand von 20cm eingehalten werden.

Ab ca. April können die vorgezogenen Pflanzen dann in das Beet umgezogen werden.

5. Anbau im Müllbeutel/Säcke

Müllbeutel, beziehungsweise mehrfach verwendbare 60 Liter Erd- oder Rindenmulchsäcke lassen sich gut zu Pflanzgefäßen umfunktionieren. Diese sollten vor der Verwendung aber zum Schutz vor Krankheiten gut gereinigt werden und unten mit vielen kleinen Löchern versehen werden, damit später das Wasser gut ablaufen kann und keine Staunässe auftritt.

Die unterste Schicht besteht aus 20cm reinem Stroh, welche als Drainage fungiert. Darauf kommt eine 20cm hohe Erde-Stroh Mischung, auf welche eine einzelne Kartoffel gelegt wird. Diese wird zum Abschluss nochmal mit ein wenig Erde überdeckt. Während dem Wachstum wird nun immer wieder Erde nachgeschüttet, wodruch die bildung neuer Knollen angeregt wird. Die Erde-stroh Mischung sollte unbedingt verwendet werden, da sich die Erde im Sack sonst sehr schnell verdichten würde

  • Wie in Töpfen sollte die Sonnenausrichtung gleich bleiben.
  • Manche Kartoffelarten werfen in Säcken geringere Erträge ab.
  • Das Stoh kann im Notfall durch Blätter ersetzt werden, diese versauern die Erde aber stark.

Anbau auf Balkon/Terrasse

Kartoffeln können auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse angebaut werden, dazu sind mit Löchern versehene große Gartenkübel, Eimer oder Kisten geeignet. Als Drainageschicht sollte eine 10cm hohe Schicht aus Stroh, Kies oder Blähton verwendet werden. Darüber kommen 20cm Erde und die Saatkartoffel, die mit ein wenig Erde abgedeckt wird. Sobald die Pflanze wächst, sollte für einen höheren Ertrag gehäufelt werden.

Wer keine passenden Kübel besitzt, kann sich nach speziellen Kartoffelkübeln umsehen.

Anbau Hochbeet

Hochbeete eignen sich sehr gut zum Kartoffelanbau, da die Erde durch den Schichtaufbau sehr locker ist.

Da Hochbeete aber sehr schnell auslaugen, sollte vor dem Anbau gut mit Kompost oder Mist gedüngt werden und in den nächsten Jahre erscheinen meist neue Pflanzen, da kleine Knollen leicht übersehen werden können.

  • Je nach Sorte kann nach bereits nach 100 Tagen geerntet werden.

  • Um Krankheiten zu verhindern, sollte der Anbau an der selben Stelle nur alle vier Jahre erfolgen.

6. Anbau im Beet

Ab April sind Nachtfröste so gut wie vorbei und daher die perfekte Zeit zum Pflanzen. Optimal sind 21 °C. Unter 10°C und über 30°C stellt die Pflanze ihren Wachstum nahezu ein.

Bevor die Kartoffeln in das Beet kommen, muss dieses vorbereitet werden. Dazu müssen ca. 10cm tiefe Furchen mit einem Abstand von 70cm angelegt werden. In die Furchen kommen nun mit einem Abstand von ca. 40cm die Kartoffeln, dabei müssen die Augen/Triebe nach oben und die Wurzeln nach unten zeigen.

Sobald alle Kartoffeln in die Furche gelegt wurden, können die Furchen ohne festen Druck verschlossen werden und müssen nun großzügig gegossen werden.

Nach ca. zwei bis drei Wochen erscheinen bereits bei trieblosen Kartoffeln die ersten grünen Spitzen.

7. Gießen und Düngen

Wenn der Boden bereits im Herbst mit ausreichend Kompost oder Mist versorgt wurde, müssen die Pflanzen eigentlich nicht mehr gedüngt werden. Wenn doch, empfiehlt sich Hornspäne, Mist oder Brenneseljauche. Syntetische Dünger sollten nur sehr vorsichtig eingesetzt werden, da die Pflanzen bei einem Überangebot an Stickstoff krankheitsanfälliger sind.

Wegen der meist hohen Kalkmengen, die Kartoffelpflanzen nicht vertragen, sollte nur mit Regenwasser gegossen werden, der optimaler Zeitpunkt liegt dafür in den Morgen- und Abendstunden, sobald der Boden gut abgetrocknet ist. Die Blätter sollten nicht nass werden.

8. Erntezeit

Meist brauchen Kartoffeln bis zur Ernte zwischen drei bis vier Monate, dies ist aber je nach Sorte unterschiedlich und kann von der Verpackung entnommen werden. Meist sind frühe Sorten mit der Blüte erntereif, bei späten Sorten muss hingegen bis zum Vertrocknen der Pflanze gewartet werden.

Am schonendsten ist die Ernte mit einer Grabegabel. Reife Kartoffeln lassen sich leicht von den Sprossen lösen und besitzen eine abriebfeste Schale. Teilernten sind ohne Probleme möglich.

Da Kartoffeln relativ leicht von der Krautfäule befallen werden, sollten die Pflanzen vor allem gegen Herbst öfter kontrolliert und zur Vorbeuge gegen Krankheiten nach der Ernte komplett entsorgt werden.

  • Der hinterbliebene Boden ist gut für eine Zweitbepflanzung von Möhren, Pastinaken, dicke Bohnen, Rettich, Senf und Radischen geeignet.
  • Falls bei der Ernte Kartoffeln mit grünen Stellen anfallen, sollten diese wegen der enthalten Giftstoffe, wie z.B. Solanin entsorgt werden.

9. Lagerung

Späte Lagerkartoffeln sollten vor der Einlagerung getrocknet werden und sind soweit, sobald die anhaftende Erde fast von selbst abbröckelt. Die noch vorhandene Erdschicht verzögert die Keimung extrem und sollte daher nicht entfernt werden.

Damit die Kartoffeln den Winter überstehen, müssen sie frei von weichen, verletzen und faulen Stellen sein und in einem luftdurchlässigen und weichen Behälter aufbewahrt werden. Lattenkisten mit einem schwarzen Unkrautflies sind zum Beispiel gut geeignet. Während dem Winter sollte die Kartoffeln regelmäßig auf Fäulnis oder Druckstellen kontrolliert werden.

Ideale Voraussetzungen sind dunkle und kühle Räume zwischen 4-6°C, wie zum Beispiel alte Erdmieten oder Keller. Einige Sorten lassen sich auch in modernen isolierten Kellern lagern. Kühlschränke haben durch das ständige Öffnen starke Temperaturschwankungen und funktionieren hingegen nicht.

9.1 Äugeln

Wenn es nur einige Kartoffeln über den Winter geschafft haben oder eine seltene Sorte vermehrt werden soll, kann man die Kartoffeln äugeln. Dies macht auch Sinn, wenn die Kartoffelpflanzen nach einigen Jahren geringere Erträge liefern oder krankheitsanfälliger werden.

Beim Äugeln werden die neuen Triebe kegelförmig aus der Kartoffel geschnitten und dann in die Erde gesetzt. Aus jedem einzelnen Trieb entwickelt sich nun eigenständige kraftvolle Kartoffelpflanzen, die wie Samen keine Krankheiten besitzen, dafür aber mit der Mutterpflanze identisch sind.

Hier findest du ein Video zu diesem Thema.

10. Krankheiten

Kartoffeln können sowohl von Krankheiten als auch von Insekten befallen werden, am schlimmsten sind Kartoffelkäfer und die Krautfäule.

  • Kartoffelkäfer

Bereits zu Beginn der Pflanzzeit können sich Kartoffelkäfer auf den Pflanzen niederlassen. Die Larven und Käfer können bei guten Bedingungen im Jahr drei Generationen hervorbringen und ernähren sich von den Blättern. Bei starkem Befall wird die gesamte Pflanze vernichtet.

Anzeichen für Kartoffelkäfer sind zusammengekräuselte Blätter, an deren Unterseite rot-orange Stifte nach unten hängen. Werden die befallenen Blätter entfernt, hat man später deutlich weniger Probleme.

Ist es bereits zu spät, müssen die Pflanzen täglich kontrolliert und von allen vorhandenen Käfer befreit werden. Die Käfer überwintern tief im Boden.

  • Krautfäule (Phytophthora)

Die Kartoffelfäule breitet sich ohne Gegenmaßnahmen innerhalb kurzer Zeit über den gesamten Bestand aus und vernichtet diesen. Die Pilzerkrankung kann sehr leicht an braunen Flecken an Blatträndern erkannt werden, deren Unterseiten mit weißem Pilzrasen überzogen ist.

Komplett befallene Blätter sterben ab und verfärben sich braun-grau. Nach kurzer Zeit werden auch die Knollen befallen, diese bekommen graue Flecken und ein braunes Fleisch, welches matschig wird und zu Stinken anfängt.

Um die Krankheit zu unterbinden, müssen alle befallenen und auch umliegende Pflanzen großzügig über den Hausmüll entsorgt werden. Im nächsten Jahr dürfen keine Saatkartoffeln aus der Ernte verwendet werden.

  • Kartoffelschorf

Tritt hauptsächlich bei sehr trockenen und stark kalkhaltigen Böden auf. Auf den Kartoffeln bilden sich dunkle schorfige Stellen die bis in das Fruchtfleisch hineinreichen. Der Schorf reduziert die Lagerfähigkeiten der Kartoffeln deutlich.

  • Viruserkrankungen

Übertragen werden Viren durch Blattläuse oder durch infizierte Saatkartoffeln. Anzeichen sind verformte und kümmerlich wachsende Pflanzen und Blätter. Manchmal nehmen die Pflanzen auch eine gelbe Farbe an. Um die Ausbreitung zu stoppen, müssen alle Pflanzen mitsamt der Knollen entfernt und vernichtet werden.

  • Silberschorf

Der Silberschorf zählt ebenfalls zu den Pilzerkrankungen. Befallene Kartoffeln verlieren Wasser und Gewicht und auch die Qualität der Schale nimmt ab. Der Pilz breitet sich sehr schnell auf andere Kartoffeln aus.

  • Nematoden

Nematoden sind neben Kartoffelkrebsen, der Bakterienringfäule und der Schleimkrankheit meldepflichtig, da diese aktuell nicht durch Spritzmittel bekämpft werden können.

Es gibt Goldnematoden und gelbe Kartoffelzystnnematoden, dies sind Fadenwürmer, die an den Wurzeln der Kartoffelpflanze parasitieren. Erkennbar sind die Nematoden an stecknadelkopfgroßen Zysten, die sowohl weiß, gelb als auch braun sein können. Die Eier und Larven können bis zu 30 Jahre im Boden überdauernden.