verschiedene Bezahlsysteme
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Erklärungen
1. Aktuelle Fiatwährungen
- Deflation = die Kaufkraft der aktuellen Währung nimmt zu.
- Inflation = die Kaufkraft der aktuellen Währung nimmt ab.
- Hyperinflation = die Kaufkraft nimmt in sehr kurzer Zeit sehr stark ab, unter Umständen bis zum kompletten Wertverlust.
Heutzutage werden weltweit hauptsächlich Fiatwährungen als gültiges Zahlungsmittel eingesetzt. Fiat kommt vom lateinischen Fiat Lux und bedeutet „Es werde Licht!“
Damit bezieht sich der Spruch auf den nicht vorhandenen inneren Wert heutiger Währungen, da Fiatwährungen weder aus einem wertvollen Material bestehen, noch an Rohstoffe wie Gold und Silber gebunden sind. Der aufgedruckte „Wert“ besteht also ausschließlich aus dem Vertrauen und der Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber dem Staat und der dazugehörigen Zentralbank, die das Monopol der Geldproduktion innehat.
Da Fiatwährungen nicht wertgebunden sind, kann die Geldmenge unbegrenzt erhöht werden, wie es bereits seit 2008 zur Rettung der Banken praktiziert wird und durch Corona unvorstellbare Züge angenommen hat.
Solange ein Großteil der Bevölkerung und auch andere Staaten an den Wert der jeweiligen Währung glauben, führt ein Überflutung an neuem Geld nicht unbedingt zu einer Abwertung der Kaufkraft, wie man am Beispiel Japan seit 1989 sehen kann, da seitdem von der Notenbank von Japan alles versucht wird, um die Währung aus der Deflation zu bekommen und in die Inflation überzugehen.
Auswirkungen der Politik kann man aber dennoch sowohl in Europa, in den USA, als auch in Japan beobachten. Das frische Geld findet seinen Weg nicht in den Umlauf, sondern zentriert sich hauptsächlich in Immobilien und Aktien, wodurch andere Güter verschont bleiben und somit von keiner echten Inflation geredet werden kann.
Die Gefahr besteht darin, dass das ganze „frische“ Geld trotzdem auch bei anderen Gütern nachfragewirksam wird, (z.B. durch eine extreme Verteuerung der Frachtkosten) wodurch das Geld aus Anlageobjekten zurückgezogen wird und in Gegenstände des täglichen Lebens fließen. Durch die extreme Überflutung kann die Zentralbank, bzw. FED oder EZB das im Umlauf befindende Geld nicht mehr schnell genug einziehen und aus der gewollten Inflation kann daher sehr schnell eine unkontrollierbare Hyperinflationen entstehen.
Die letzte Hyperinflation gab es in Folge des ersten Weltkriegs in Deutschland. Zur Finanzierung des Krieges, der Schulden und zuletzt zur Unterstützung des passiven Wiederstandes gegen die französische Ruhrbesetzung 1923 bis 1925, verlor die bereits angeschlagene Papiermark 1923 innerhalb einem Jahr, ihren gesamten Wert.
Neben der deutschen Hyperinflation gab es in der Geschichte aber deutlich mehr belegte Hyperinflationen und aber auch schon andere Geldsysteme wie im Buch „Geld ohne Inflation und Zinsen“ aufgezeigt wird. Der Link führt zum docpalyer mit dem gesamten Inhalt des Buches.
Update 27.01.2021: Seit kurzem werden über Bargeldobergrenzen in Europa verhandelt.
2. Warengeld
Warengeld hat einen inneren Wert und ist damit das Gegenteil von Fiatgeld. Beispiele hierfür sind Münzen aus Gold, Silber oder Platin. Daher ist egal, was auf den Münzen steht. Im Notfall kann das Warengeld somit einfach eingeschmolzen, verkauft oder getauscht werden.
Eine Sonderform des Warengeldes war zum Beispiel die Goldmark oder der Doller bis 1971. Die Währungen bestanden zwar ebenfalls aus Papier, wurden aber vom Staat mit der Garantie in Umlauf gebracht, dass das Papiergeld jederzeit in Gold umgetauscht werden kann.
Beide Staatliche Garantien wurden aber von den Staaten unangekündigt aufgehoben. Aus der Goldmark wurde zur Finanzierung des Krieges 1914 die Papiermark und auch die USA haben die Garantie mehrmals aufgehoben und 1971 endgültig die Kopplung zum Gold aufgehoben.
Zusätzlich wurde Gold und Silber immer wieder in der Geschichte verboten. In den USA von 1933 bis 1974 und in Deutschland von 1923 bis 1955, daneben aber auch in anderen Ländern Edelmetallverbote, die aber alle nicht wirklich von Erfolg gekrönt waren, da die Besitzer die Edelmetalle lieber im Boden vergruben, als diese dem Staat zu überlassen.
3. Wie entsteht Geld
Da Fiatwährungen keinen inneren Wert besitzen, kann die Zentralbank einfach Geld drucken. Das gedruckte Geld, beziehungsweise heute rein digital erzeugte Geld muss aber noch in Umlauf gebracht werden. Dies geschieht durch Schulden. Das bedeutet, dass das frisch erzeugte Geld hauptsächlich durch Kredite in die Wirtschaft gelangt.
Braucht nun eine Privatperson, ein Unternehmen oder der Staat Geld, um anfallende Kosten begleichen zu können, erhält dieser das Geld in Form eines Kredits, worüber nun frei verfügt werden kann. Im Gegenzug muss der Kreditgeber also die Bank eine Rücklage, die sogenannte Mindestreserve in Höhe von 1-3% bei der Zentralbank (in der EU ist dies die EZB) hinterlegen.
Vereinfacht gesagt, kann die Geldmenge also nur durch Schulden erweitert werden. Die Schulden können aber niemals zurückgezahlt werden, sondern werden nur von einer Position auf eine andere verschoben. Um dennoch Schulden abzubauen, gibt es einige Möglichkeiten.
- Durch einen Schuldenschnitt, das heißt dem Schuldner wird ein Teil der Schulden erlassen, hauptsächlich bei Staaten der Fall.
- Die Kaufkraft des Geldes wird durch eine Inflation oder Hyperinflation geringer, wodurch Schulden, aber auch Guthaben sinken oder verschwinden komplett.
- Durch Zwangsvollstreckung. Der Gläubiger kann sein Geld nicht einfordern und verlangt daher einen Ausgleich in Form von Sachwerten.
4. Geld auf der Bank
Rechtlich gesehen gehört das Geld auf deinem Konto der Bank. Das bedeutet, dass du deiner Bank einen Kredit in Höhe deines Guthaben gewährst. Erst durch eine Bargeldabhebung gelangst du in den Besitz deines Fiat-Geldes.
In Krisensituationen ist das ein Problem, wie in Griechenland 2015. Dann kann die Bank den täglichen Bargeldmaximalbetrag extrem reduzieren und im Falle einer Insolvenz zählt das Bankguthaben zur Insolvenzmasse der Bank und ist daher erstmal weg. Zum Schutz der Privatpersonen hat der deutsche Staat einen Einlagensicherungsfond, der 100.000 € (Einzelfälle bis 500.000€) pro Person pro Bank abdeckt ins Leben gerufen. Im Falle einer Bankeninsolvenz wird das Geld nun bei einer Insolvenz einer Bank vom Staat zurückgezahlt. Da die Banken aber heutzutage sehr stark mit einander verbunden sind, kann ein Ausfall einer einzelner Bank zu einer Art Dominoeffekt führen, wodurch der Einlagensicherungsfond nicht mehr ausreicht und die Verluste der Privatkunden nicht mehr aufgefangen werden können. Wie schlimm die Situation heutzutage bereits ist, konnte man an der Bankenkrise 2008 sehen, als der Staat die Rettung als einzige geeignete Maßnahme sah, um den kompletten Kollaps des Bankensystems zu verhindern.
Tresor- und Schließbankvermögen gehört genau wie Aktien zum Sondervermögen und zählt daher nicht zur Insolvenzmasse der Bank, dennoch hat sich in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass wie in Griechenland die Banken in Krisensituationen ihre Filialien schließen und damit einhergehend auch die Schließfächer nicht mehr erreichtbar sind. (Sollte ein Schließfach vererbt werden oder im Falle einer Pfändung, kann der Staat ohne Zustimmung auf den Inhalt zugreifen.)
Wegen Corona hat sich die Situation heute nochmals deutlich verschlimmert, weshalb der Staat den Banken erlaubt hat, dass diese ihre Bilanzen nicht mehr richtig ausweisen müssen.
Vor und Nachteile aktueller Bezahlmöglichkeiten
5. Bargeld
Rechtlich gesehen ist Bargeld das einzige gesetzlich anerkannte Zahlungsmittel, dennoch muss es von Supermärkten nicht angenommen werden. Vorausgesetzt, es wird gut sichtbar am Eingang darauf hingewiesen.
Vorteile:
- Anonymität
- Bankinsolvenzen haben keine direkte Auswirkung
- Trotz Stromausfall kann zumindest teilweise gezahlt werden.
- Bargeld kann nicht mit Negativzinsen belegt werden.
- Bargeld kann vom Staat nicht eingefroren werden.
- Überblick über getätigte Ausgaben
- kein Online-Diebstahl
- geringe Gebühren für Händler
Nachteile:
- Bargeld kann gestohlen werden oder verloren gehen
- Höherer Aufwand im Vergleich zu einer EC-Karte
- Im Ausland muss das Bargeld in die Fremdwährung gewechselt werden
- Es kann sich um Falschgeld handeln
- Nicht so hygienisch wie die Kartenzahlung.
- Wechselgeld muss kontrolliert werden
6. Kartenzahlung
Kartenzahlungen werden digital erfasst und können so jederzeit überprüft werden. Sollte das Bargeld komplett durch digitales Bezahlen verdrängt werden, würde dies dem Staat viele Möglichkeiten zum Besteuern und zur Überwachung bieten. Mehr dazu unter dem Punkt: Digitaler Euro.
Vorteile:
- Bequem und schnell
- Wechselgeld entfällt und muss auch nicht kontrolliert werden
- kein voller Geldbeutel, da Münzen und Scheine nicht mehr geraucht werden
- weniger Keime, da die Karte ihren Besitzer nicht wechselt
- Digitales Geld muss im Ausland nicht in eine Fremdwährung getauscht werden
Nachteile:
- kein Überblick über die Geldausgaben
- Hemmschwelle sinkt
- alle Ausgaben werden gespeichert und für zehn Jahre aufgehoben
- Geld auf dem Konto kann mit Negativzinsen belegt werden
- Versteckte Kosten in Form von Gebühren können zusätzlich anfallen
- Kriminelle können mit einem Lesegerät Geld von der EC-Karte abheben
7. Zahlung mit dem Smartphone
Vorteile:
- keine zusätzlichen Karten oder Bargeld, welches mitgeschleppt werden muss.
- immer zur Hand.
Nachteile:
Smartphones können gehackt werden.
Die Appanbieter und Smartphonehersteller könnten unter Umständen ebenfalls sämtliche Daten erhalten.
Internetverbindung und Strom ist erforderlich
8. Onlinebanking
Vorteile:
Es kann jederzeit online eingekauft werden.
Überweisungen können von der ganzen Welt vorgenommen werden.
Aktueller Kontostand ist immer im Blick.
Nachteile:
Onlinebankingapps könnten gehackt werden.
PIN und TAN könnten missbräuchlich verwendet werden. Der Missbrauch wäre nur schwer nachweisbar
Internetverbindung und Strom ist erforderlich
9. Bitcoin
Die Währung „Bitcoin“ ist die einzige Digitalwährung weltweit, welche dezentral aufgebaut ist. Alle anderen, wie Ethereum, Iota, … sind zentral organisiert und können von heute auf morgen verschwinden, wie im Fall von Terra (Luna) gut ersichtlich ist. Mehr zu dem Thema auf Youtube.
Bitcoins sind rein digital und werden in digitalen Wallets (Geldbörsen) gespeichert. Die Wallets bestehen aus ca. 33 Buchstaben und Zahlen, die von einem Computer erzeugt werden. Wird nun ein Bitcoinbetrag überwiesen, braucht man die Walletnummer des Empängers und den Betrag. Manchmal kann zusätzlich die Gebühr festgelegt werden, mit der die Dauer der Überweisung maßgeblich beeinflusst wird.
Nachdem der Betrag abgesendet wurde, kümmern sich dezentrale Knotenpunkte, sogenannte Miner um die Bestätigung der Transaktion. Zur Bestätigung wird nun die Transaktion mit anderen Transaktionen zu Datenbündeln, den sogenannten Blöcken zusammengefasst. Dieser Block muss nun von den Minern mit den Daten eines bereits vorher bestätigten Block in eine Zahlen- und Buchstabenkette umgewandelt werden. Nachdem dies passiert ist, wird diese Datenkette im System gespeichert und kann auch nicht mehr gelöscht werden.
Da die Blöcke bei jeder Bestätigung mit einem bereits bestätigten Block verrechnet werden, entsteht eine nicht endende Kette, die daher den Namen Blockchain trägt. Genauere Infos findest du unter dem Artikel Bitcoins.
Vorteile:
Anonym
Dezentral (Bezahlvorgänge laufen nicht über eine zentrale Behörde, sondern über anonyme Knotenpunkte)
- Die Anzahl an Bitcoins ist auf 21 Millionen Stück begrenzt.
- Als Inflationsschutz in letzter Zeit immer beliebter, da dieser im im Gegensatz zur Fiatwährung wie Doller und Euro nicht auf Knopfdruck vermehrt werden kann.
- Keine Kontosperrungen wie bei offiziellen Bankkonten möglich.
Nachteile:
Großer Aufwand das System hinter Bitcoin zu verstehen.
Um an Bitcoins zu gelangen muss man sich mit einem PC auskennen und es gibt keine offizielle Anlaufstelle wie z.B. Banken.
nur wenige Unternehmen akzeptieren Bitcoins als Bezahloption.
Sehr unbeständig im Wert, da Bitcoins, ähnlich wie Aktien als Spekulationsobjekt gelten.
Kann nur mit Strom und Internet abgerufen werden.
10. Digitaler Euro
Der digitale Euro soll spätestens in fünf Jahren eingeführt werden, wie dieser umgesetzt wird steht aktuell aber nur in grober Form fest. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte aber, dass das Bargeld nicht abgeschaft wird, sondern nur durch den digitalen Euro ergänzt werden soll. Hintergründe, die gegen eine Abschaffung von Bargeld sprechen, kannst du hier in einem Weltartikel nachlesen.
Die Vor- und Nachteile habe ich größtenteils von der Webseite der ING-Bank übernommen.
Vorteile:
Private Geldsysteme, wie der Bitcoin, Ethereum oder auch Libra steigen im Bekanntheitsgrad. Daneben ist China ebenfalls bereits dabei, eine eigene Version einer digitalen Währung zu entwickeln. Um nicht den Anschluss zu verlieren, sollte Europa auch eine eigene digitale Währung besitzen.
Aktuell dauert eine Zahlung nach China um die fünf Tage, mit einem digitalen Euro könnte sich die Zeit auf wenige Augenblicke verkürzen.
Maschinen könnten andere Maschinen bezahlen. Beispielsweise ein selbst ordernder Kühlschrank.
Durch den digitalen Euro würde Privatbanken langfristig ihre Bedeutung verlieren. (Kann auch als Nachteil gesehen werden.)
Nachteile:
Geldbeträge wären nur bis zu einem bestimmten Betrag „anonym“.
„Anonyme“ Überweisungen wären durch eine bestimmte Anzahl an Gutscheinen limitiert.
Alle Transaktionsdaten, sowohl anonym als auch normale Überweisungen wären für die Geschäftsbanken einsehbar.
- Geplant ist wie beim Bitcoin eine Art Blockchain, wodurch jeder Euro ab der Einführen nachverfolgbar wäre.
Konten können eingefroren werden.
- Negativzins könnte zentral gesteuert werden. Kann auch als Vorteil gesehen werden.
Nur mit Strom abrufbar, sollten Probleme wie in Südafrika eintreten, wäre dies durchaus problematisch.